GiVE - Blog

Global Sourcing

Bildnachweis: PhotoMIX-Company für Pixabay (via Canva pro)

Nearshoring statt Global Sourcing: Mittel- und Osteuropa (MOE) im Fokus

Angesichts globaler Herausforderungen wie Pandemien, Kriege, geopolitische Unsicherheiten und der Klimakrise suchen Unternehmen vermehrt nach Lösungen, um ihre Lieferketten resilienter zu gestalten. Nearshoring bildet dabei die Grundlage, um flexibler auf Marktanforderungen zu reagieren. In den Fokus rücken dabei auch zunehmend Mitte- und Osteuropa, doch nicht nur geografische Aspekte sprechen dafür. Die vorliegende Analyse beleuchtet die vielschichtigen Aspekte für einen Global Sourcing Fokus auf Mittel- und Osteuropa sprechen.

Von Technologien bis Textilien: Mittel- und Osteuropa als Standort für Global Sourcing

Mittel- und Osteuropa hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Standort für Global Sourcing entwickelt. Unternehmen aus der ganzen Welt nutzen die Region, um qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen zu beziehen. Einige der relevantesten Warengruppen, die aus dieser Region bezogen werden, umfassen:

  • Automobilkomponenten und -zubehör: MOE ist bekannt für seine starke Automobilindustrie. Hochwertige Komponenten wie Motorteile, Getriebe und elektronische Systeme werden hier produziert und weltweit exportiert. Deutsche Autobauer beziehen die meisten ihrer Komponenten aus dieser Region und allen voran aus Tschechien.
  • Die Elektrotechnikbranche ist eine der Schlüsselindustrien, in denen Mittel- und Osteuropa ihre Wettbewerbsvorteile ausspielen. Unternehmen wie Foxconn in Tschechien und ABB in Polen oder Samsung in der Slowakei haben hier Produktionsstätten.
  • Maschinenbau: Die Region verfügt über eine ausgeprägte Tradition im Maschinenbau. Unternehmen finden hier eine breite Palette von Industrieanlagen, Werkzeugmaschinen und Präzisionsgeräten.
  • Textilien und Bekleidung: nach China und Bangladesch importiert Deutschland die meisten Textilien und Bekleidungsstücke aus der Türkei.

Die Schlüsselakteure in Mittel- und Osteuropa: Wichtige Länder und warum sie im Fokus stehen

In Mittel- und Osteuropa gibt es mehrere Länder, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stärke, ihrer Infrastruktur und ihrer strategischen Lage besonders interessant sind. Hier sind einige der wichtigsten Länder in MOE und ihre Gründe für ihre herausragende Bedeutung:

Polen:

  • Wirtschaftliche Stärke: Polen ist die größte Volkswirtschaft in Mittel- und Osteuropa. Das Land hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Produktionsstandort entwickelt, insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilindustrie.
  • Bevölkerungsgröße und Fachkräfte: Mit einer großen und gut ausgebildeten Bevölkerung verfügt Polen über eine bedeutende Arbeitskraft, die für viele Unternehmen attraktiv ist.

Tschechien:

  • Industrieller Fokus: Tschechien hat sich als ein führendes Land im Bereich Maschinenbau etabliert. Die tschechische Industrie ist bekannt für ihre hochwertigen Produkte, vor allem in den Bereichen Automobil- und Maschinenbau.
  • Stabile Wirtschaft: Tschechien verzeichnet eine stabile Wirtschaft und eine günstige geografische Lage in der Mitte Europas, was es zu einem attraktiven Hub für Unternehmen macht.

Ungarn:

  • Zentrale Lage: Ungarn befindet sich in einer zentralen Lage in Europa, wodurch das Land ein wichtiger logistischer Knotenpunkt ist. Dies trägt zur Attraktivität des Landes für Unternehmen bei, die eine effiziente Lieferkette anstreben.
  • Sprachkenntnisse: Der Unterricht in Fremdsprachen wird in Ungarn stark gefördert, wobei junge Schüler bereits in der Grundschule Englisch oder Deutsch lernen.

Slowakei:

  • Automobilindustrie: Die Slowakei hat sich zu einem bedeutenden Zentrum für die Automobilproduktion entwickelt, mit einer hohen Anzahl internationaler Automobilhersteller, die Produktionsstätten in dem Land unterhalten.
  • Günstiges steuerliches Umfeld: Die Slowakei bietet ein unternehmensfreundliches steuerliches Umfeld, was sie zu einem attraktiven Investitionsstandort macht.

Rumänien:

  • Wachstum in der IT-Branche: Rumänien verzeichnet ein starkes Wachstum in der IT-Branche und hat sich zu einem wichtigen Standort für Outsourcing-Dienstleistungen entwickelt. Die Verfügbarkeit qualifizierter IT-Fachkräfte macht das Land für Technologieunternehmen attraktiv.

Diese Länder haben nicht nur ihre jeweiligen Stärken in bestimmten Wirtschaftszweigen, sondern auch eine günstige geografische Lage, die den Handel und die Logistik begünstigt. Unternehmen suchen in diesen Ländern oft nach kosteneffizienten Produktionsmöglichkeiten, einem gut ausgebildeten Arbeitskräftepool und einem stabilen wirtschaftlichen Umfeld.

Die Türkei als Brücke zwischen Kontinenten: Ihre Rolle in Mittel- und Osteuropa

Die Türkei, obwohl sie geografisch teilweise in Vorderasien liegt, spielt eine bedeutende Rolle in Mittel- und Osteuropa aufgrund ihrer einzigartigen Position als Brücke zwischen Europa und Asien. Hier sind einige Gründe, warum die Türkei in diesem Kontext von Relevanz ist:

Geopolitische Lage:
Die Türkei befindet sich an der Schnittstelle von Europa und Asien, was sie zu einem wichtigen Knotenpunkt für Handel und Logistik macht. Diese strategische Lage ermöglicht es der Türkei, als Bindeglied zwischen den Märkten des Mittleren Ostens und Europas zu fungieren.

Logistische Bedeutung:
Mit gut ausgebauten Verkehrsinfrastrukturen, darunter Häfen, Straßen und Flughäfen, ist das eurasische Land ein logistisches Zentrum. Unternehmen nutzen diese Infrastruktur, um ihre Waren effizient zwischen den Regionen zu transportieren.

Produktionsstätte und Exporteur:
Die Türkei hat sich zu einem wichtigen Produktionsstandort entwickelt, insbesondere in Branchen wie Textil, Bekleidung, Elektronik und Automobil. Ihre Fertigungsindustrie zieht internationale Investitionen an, und türkische Produkte sind auf globalen Märkten wettbewerbsfähig.

Textil- und Bekleidungssektor:
Für Deutschland ist der Staat am Bosporus hinter China und Bangladesch der wichtigste Zulieferer von Textilien und Bekleidung. Die türkische Textilindustrie zeichnet sich durch ihre Vielfalt, Qualität und Flexibilität aus.

Wirtschaftliche Diversität:
Die Türkei verfügt über eine breite wirtschaftliche Diversität und ist in verschiedenen Branchen aktiv. Dies schließt den Maschinenbau, die Lebensmittelproduktion, die Chemieindustrie und den Tourismus ein, was zu einer stabilen und diversifizierten Wirtschaft beiträgt.

Insgesamt fungiert die Türkei als dynamische Kraft in der wirtschaftlichen Landschaft von MOE. Die geopolitische Lage macht das Land zu einem wichtigen Akteur in der Region, der Brücken zwischen verschiedenen Kontinenten und Märkten schlägt.

Wirtschaftlichen Überlegungen bei der Standortentscheidung

Die Auswahl eines geeigneten Produktionsstandorts ist für Unternehmen eine komplexe Entscheidung, die von verschiedenen wirtschaftlichen Überlegungen geprägt wird. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Aspekte, die Unternehmen dazu bewegen, Produktionsstätten in den mittel- und osteuropäischen Ländern zu bevorzugen:

Arbeitskosten:

Einer der Hauptgründe, warum viele Unternehmen Produktionsstätten in MOE wählen, sind die im Vergleich zu Deutschland niedrigeren Arbeitskosten. Die Lohnunterschiede können erheblich sein und ermöglichen es Unternehmen, ihre Produktionskosten zu optimieren.

Betriebskosten:

Die allgemeinen Betriebskosten, einschließlich Mieten, Energiekosten und Grundstückspreise, sind in vielen MOE-Ländern im Vergleich zu Deutschland tendenziell niedriger. Dies trägt zur Gesamtwirtschaftlichkeit von Geschäftsaktivitäten bei.

Steuern und Abgaben:

Steuerliche Rahmenbedingungen können sich erheblich zwischen den Ländern unterscheiden. Einige MOE-Länder bieten Unternehmen steuerliche Anreize und niedrigere Unternehmenssteuersätze, was zu einer attraktiven Geschäftsumgebung beiträgt.

Infrastrukturinvestitionen:

Einige MOE-Länder haben beträchtliche Investitionen in ihre Infrastrukturen getätigt, um die Attraktivität für Unternehmen zu steigern. Moderne Transportwege und Kommunikationsnetze können die Effizienz steigern und die Logistikkosten senken.

Währungsrisiken:

Währungsrisiken sind ein wichtiger Faktor bei der Kostenentwicklung. Nur einige der MOE-Länder haben den Euro (Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Slowakei, Slowenien) oder planen diesen naher Zukunft einzuführen (Bulgarien, 2025). Andere Währungen können volatiler sein, wie ein Blick in die Türkei verdeutlicht. Dies kann sowohl Vorteile als auch Risiken für exportorientierte Unternehmen mit sich bringen.

Facharbeitskräfte und Qualifikationen:

MOE-Länder verfügen über einen Pool hoch qualifizierter Facharbeitskräfte, insbesondere in Bereichen wie Ingenieurwesen, IT und Forschung. Dies kann die Produktivität steigern und die Kosten für die Einarbeitung von Arbeitskräften senken.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Kostenentwicklung je nach Branche, Region und Unternehmen variieren kann. Während MOE-Länder aufgrund ihrer geringeren Kosten oft als attraktive Standorte gelten, müssen Unternehmen speziell in den Nicht-EU-Ländern der Region auch andere Faktoren wie politische Stabilität, rechtliche Rahmenbedingungen und Marktzugang berücksichtigen. Eine sorgfältige Analyse der Gesamtkosten und der Geschäftsumgebung ist entscheidend, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Mittel- und Osteuropa als Global Sourcing-Hub: Eine Region im Wandel

Die letzten Jahre haben Mittel- und Osteuropa zu einem begehrten Standort für Global Sourcing gemacht. Unternehmen weltweit schätzen die Region für ihre Fähigkeit, qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen zu liefern. Dieser Trend spiegelt sich in verschiedenen Schlüsselbranchen wider, angefangen bei der Automobilindustrie, Elektrotechnik, Maschinenbau bis hin zu Textilien und Bekleidung.

Polen, Tschechien, Ungarn, die Slowakei und Rumänien sind dabei herausragende Akteure, die durch ihre wirtschaftliche Stärke, industrielle Fokussierung, zentrale Lage und investitionsfreundliche Umgebungen glänzen. Jedes dieser Länder hat seine eigenen Stärken und zieht Unternehmen aufgrund verschiedener Faktoren an.

Die Türkei spielt in diesem Kontext eine einzigartige Rolle als Brücke zwischen Europa und Asien. Mit ihrer geopolitischen Lage agiert die Türkei als bedeutender Produktionsstandort und Exporteur, insbesondere in der Textil- und Bekleidungsbranche.

Die Entscheidung für einen Produktionsstandort in MOE basiert nicht allein auf niedrigen Arbeitskosten. Auch Betriebskosten, steuerliche Rahmenbedingungen, Infrastrukturinvestitionen, geringe Währungsrisiken in den Euro-Ländern und die Verfügbarkeit hoch qualifizierter Facharbeitskräfte sprechen dafür. Eine umfassende Analyse dieser Faktoren ist entscheidend, da die Kostenentwicklung je nach Branche, Region und Unternehmen variiert.

Zudem müssen Unternehmen die politische Stabilität, rechtliche Rahmenbedingungen und den Marktzugang in ihre Überlegungen einbeziehen, um langfristige und nachhaltige Geschäftsentscheidungen zu treffen.

 

Save
Cookies user preferences
We use cookies to ensure you to get the best experience on our website. If you decline the use of cookies, this website may not function as expected.
Accept all
Decline all
Read more
Functional
Tools used to give you more features when navigating on the website, this can include social sharing.
Google Analytics
Accept
Decline