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Wie flexibel sind deutsche Unternehmen hinsichtlich der volatilen Märkte?

Bildnachweis: PhotoMIX-Company für Pixabay (via Canva pro)

Wie flexibel sind deutsche Unternehmen hinsichtlich der volatilen Märkte?

Die Märkte sind heute schneller, dynamischer und unvorhersehbarer denn je. Und Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich ständig an die wechselnden Bedürfnisse der Kunden, neue Technologien und globale Konkurrenz anzupassen.

Hinzu kommt, dass die Weltwirtschaft in den letzten Jahren immer stärker von Unsicherheiten und Turbulenzen geprägt ist. Die Corona-Pandemie, der Brexit, der Handelskrieg zwischen den USA und China, die geopolitischen Spannungen um Taiwan, die Klimakrise und die Rohstoffknappheit sind nur einige der Faktoren, die Unternehmen vor große Herausforderungen stellen.

Volatile Märkte zeichnen sich durch starke Schwankungen der Preise und Änderungen von Nachfrage und Angebot aus, die oft schwer vorhersehbar sind.

In diesem Blogpost gehen wir auf die aktuell wichtigsten Einflüsse auf die Märkte ein und zeigen Möglichkeiten auf, wie Unternehmen damit umgehen können.

Mit welchen Strategien können Unternehmen diesen Unsicherheiten entgegenwirken?

Wenn es um den Umgang mit diesen unsicheren Gegebenheiten geht, sollte jedes Unternehmen die eigene Strategie an seine spezifische Situation anpassen. Allerdings gibt es einige allgemeine Tipps, die helfen können, die Risiken zu minimieren und die Chancen zu nutzen, die volatile Märkte bieten.

  • Ein wichtiger Aspekt ist die Diversifikation. Unternehmen sollten idealerweise nicht alle ihre Ressourcen in ein einziges Segment investieren, sondern das Portfolio an Produkten, Dienstleistungen, Märkten und Kunden diversifizieren. Auf diese Weise kann das Risiko einer Abhängigkeit von einem einzelnen Faktor reduziert werden. Zusätzlich entstehen so auch neue Wachstumsmöglichkeiten.
  • Vorsorge ist ebenfalls entscheidend. Das alleinige Ziel sollte nicht sein, kurzfristige Gewinne zu erzielen, sondern vielmehr langfristig zu planen und zu investieren. Unternehmen sollten zum Beispiel Rücklagen bilden, um finanzielle Engpässe zu überbrücken oder Forschung und Entwicklung fördern, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhöhen.
  • Und auch das Lernen ist von entscheidender Bedeutung. Unternehmen sollten aus ihren Erfahrungen regelmäßig sinnvolle Rückschlüsse ziehen und die aktuelle Leistung kritisch überprüfen und gegebenenfalls verbessern. Mögliche Maßnahmen können zum Beispiel das Sammeln und Analysieren von Daten sein, um Trends zu erkennen und zu antizipieren, oder Feedback von Kunden und Mitarbeitern einholen, um deren Zufriedenheit zu steigern.
  • Doch allen voran ist Flexibilität der wichtigste Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang. Denn Unternehmen sollten bestenfalls in der Lage sein, sich schnell an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Das kann beispielsweise gelingen, indem Unternehmen ihre Produktionskapazitäten, ihre Preise oder ihr Marketing variieren. Dabei sollten stets auch die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden im Auge behalten und Wert auf einen guten Service gelegt werden.

Wie können Unternehmen in Bezug auf die volatilen Märkte flexibler werden?

Kurz gesagt: Flexibilität ist die Fähigkeit, sich schnell und effizient an veränderte Situationen anzupassen, ohne dabei die Qualität zu beeinträchtigen oder Kosten zu erhöhen. Flexibilität ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, der es Unternehmen ermöglicht, auf Chancen und Risiken zu reagieren, Innovationen zu fördern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Es gibt verschiedene Dimensionen der Flexibilität, die für Unternehmen relevant sind:

  • Produktflexibilität bezieht sich auf die Fähigkeit, das Produktangebot an die Nachfrage anzupassen. Dies kann durch die Entwicklung neuer Produkte, die Modifikation bestehender Produkte oder die Kombination verschiedener Produkte geschehen.
  • Prozessflexibilität bezeichnet die Anpassung der Produktionsprozesse an die Anforderungen. Dabei werden Ressourcen umverteilt, Kapazitäten erweitert oder verkleinert und alternative Prozesse eingesetzt.
  • Marktflexibilität bedeutet, auf verschiedene Märkte einzugehen. Dies kann durch die Erschließung neuer Märkte, die Segmentierung bestehender Märkte oder die Bedienung verschiedener Märkte erreicht werden.
  • Organisationsflexibilität ermöglicht die Anpassung der Organisationsstruktur und -kultur an die Umwelt. Hierbei werden Hierarchien abgebaut, Teams gebildet und Entscheidungsbefugnisse delegiert.

Um diese Dimensionen der Flexibilität zu erreichen, sollten Unternehmen verschiedene Strategien verfolgen:

  • Investitionen in Technologie können die Flexibilität steigern, indem digitale Technologien wie künstliche Intelligenz, Cloud Computing und das Internet der Dinge genutzt werden. Diese Technologien beschleunigen die Informationsverarbeitung, ermöglichen Automatisierung und fördern die Vernetzung.
  • Investitionen in Personal tragen ebenfalls zur Flexibilität bei, indem qualifizierte, motivierte und engagierte Mitarbeiter gefördert werden. Dies unterstützt das kontinuierliche Lernen, regt die Kreativität an und verbessert die Zusammenarbeit.
  • Darüber hinaus können Investitionen in Beziehungen die Flexibilität erhöhen und gleichzeitig Synergien schaffen. Die Pflege langfristiger und vertrauensvoller Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Partnern spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Flexibilität ist also kein zu erreichender Ist-Zustand, sondern ein Prozess, der ständige Anstrengungen erfordert. Unternehmen sollten sich bewusst sein, welche Dimensionen der Flexibilität für sie wichtig sind und welche Strategien sie bestenfalls verfolgen solten. Denn vor allem die aktuellen Ereignisse, auf die wir im Folgenden kurz eingehen, erfordern enorm viel Anpassungsfähigkeit, um weiterhin erfolgreich zu sein.

Protektionismus in den USA und China

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, die USA und China, haben in den letzten Jahren eine zunehmend protektionistische und konfrontative Handelspolitik verfolgt. Sie erheben gegenseitig hohe Zölle, beschränken den Marktzugang für ausländische Unternehmen, fördern ihre eigenen Industrien und Technologien und werfen sich gegenseitig unfaire Praktiken vor. Diese Entwicklung hat nicht nur negative Auswirkungen auf den bilateralen Handel, sondern auch auf die globale Wertschöpfungskette, die von vielen Unternehmen genutzt wird, um ihre Produkte effizienter und kostengünstiger herzustellen. Um sich an diese Situation anzupassen, sollten Unternehmen deshalb ihre Lieferketten diversifizieren, alternative Märkte erschließen und ihre Innovationsfähigkeit stärken.

Gerade die deutsche exportorientierte Wirtschaft leidet unter dem weltweiten Trend zur Abschottung. Protektionistische Maßnahmen können verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel Zölle, Lizenzverfahren für Im- und Exporte, komplexe Zulassungsverfahren sowie Zwangsvorgaben für lokale Wertschöpfung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oder der Marktzulassung. Im Zeitraum von November 2008 bis Oktober 2021 wurden in allen G20-Staaten mehr abschottende Maßnahmen als öffnende Maßnahmen umgesetzt – allen voran die USA und China.

Personalmangel

Ein weiterer Faktor, der die Flexibilität von Unternehmen beeinträchtigt, ist der Personalmangel. Vor allem im Dienstleistungssektor gibt es einen Mangel an qualifizierten Fachkräften, der durch den demografischen Wandel und die Digitalisierung verschärft wird. Dies führt zu Engpässen in der Produktion, Qualitätsverlusten und höheren Lohnkosten.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um den Personalmangel zu bekämpfen. Eine Möglichkeit ist, in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und neue Formen der Arbeit wie Homeoffice oder Teilzeit zu ermöglichen.

Eine weitere Strategie ist die Einführung einer professionellen, innerbetrieblichen Personalplanung, um einem Personalmangel wirkungsvoll vorzubeugen. So werden Unternehmen nicht überrascht, wenn sie zusätzliche Arbeitskräfte benötigen. Sie setzen vielmehr auf eine vorausschauende Planung aller Geschäftsaktivitäten und Personalbedarfe.

Eine zusätzliche Möglichkeit besteht darin, die Führungskultur im Unternehmen zu verbessern. Laut einer Leadership-Studie 2022 der Münchner Interimsberatung Atreus nannten 61 Prozent der Führungskräfte in Deutschland die Personalgewinnung, das Halten des Personals und die Begeisterung der Mitarbeitenden für das eigene Unternehmen als größte Herausforderung. Denn Personalmangel kann die Flexibilität von Unternehmen deutlich beeinträchtigen, da es schwieriger wird, auf Veränderungen in volatilen Märkten zu reagieren.

Ein möglicher Überfall Taiwans durch China – und ein eventuelles Decoupling

Ein besonders brisanter Konfliktherd ist die Situation um Taiwan, das von China als abtrünnige Provinz angesehen wird, aber von vielen Ländern als eigenständiger Staat anerkannt wird. In den letzten Monaten hat China seine militärischen Aktivitäten in der Nähe von Taiwan verstärkt und damit die Spannungen in der Region erhöht. Ein möglicher Angriff Chinas auf Taiwan würde nicht nur eine humanitäre Katastrophe auslösen, sondern auch schwerwiegende Folgen für die Weltwirtschaft haben. Taiwan ist ein wichtiger Produzent von Halbleitern, die für viele elektronische Geräte unverzichtbar sind. Ein Ausfall dieser Lieferkette würde zu einem globalen Engpass führen, der viele Branchen lahmlegen würde. Um sich auf dieses Szenario vorzubereiten, müssen Unternehmen ihre Abhängigkeit von taiwanesischen Zulieferern reduzieren und alternative Quellen für Halbleiter finden.

Ein chinesischer Angriff auf Taiwan hätte demnach weitreichende Auswirkungen, die schwer vorherzusagen sind. Es ist jedoch bekannt, dass trotz der angespannten Beziehung zwischen Taiwan und Festlandchina die Handelsbeziehungen eng sind. Taiwan strebt jedoch nach neuen Märkten, was politische Folgen haben könnte.

Und was ist mit einem Decoupling? Kurz gesagt ist es aktuell schon in vollem Gange. Denn China und die USA setzen ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen mit steigender Intensität durch. Ein Decoupling bedeutet jedoch nicht das Ende der Globalisierung. Die Ära der Hyper-Globalisierung ist jedoch augenscheinlich vorbei.

Rohstoffengpässe

Ein weiteres Problem, das die Flexibilität von Unternehmen einschränkt, ist die Knappheit an wichtigen Rohstoffen und Energie. Denn viele dringend gebrauchte Rohstoffe wie Metalle, Erdöl oder Holz sind in den letzten Monaten deutlich teurer geworden oder gar nicht mehr verfügbar. Dies liegt an verschiedenen Faktoren wie dem gestiegenen Bedarf durch die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie, den logistischen Schwierigkeiten durch den Lockdown oder den Umweltschäden durch den Klimawandel. Um sich an diese Situation anzupassen, sollten Unternehmen ihre Ressourceneffizienz erhöhen, nachhaltigere Materialien verwenden und ihre Lagerbestände optimieren.

Unternehmen können auch logistisch verschiedene Maßnahmen ergreifen, um mit Rohstoffengpässen in volatilen Märkten umzugehen. Eine Möglichkeit besteht darin, sich vom bisherigen Ansatz des Single Sourcing zu verabschieden, bei dem Unternehmen ihre Rohstoffe von einem einzigen Anbieter beziehen und sich somit abhängig machen. Stattdessen sollten Firmen ihre Lieferketten diversifizieren. Denn durch den Bezug von Rohstoffen von verschiedenen Anbietern aus verschiedenen Ländern kann das Risiko von Engpässen minimiert werden.

Der Schüssel zum Erfolg: Flexibilität

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen in volatilen Märkten vor großen Herausforderungen stehen. Die schnellen Veränderungen und Unsicherheiten erfordern eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen auf Diversifikation setzen, sowohl in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen, Märkte und Kunden als auch in Bezug auf Lieferketten. Eine vorausschauende Planung und Investitionen in Technologie, Personal und Beziehungen können ebenfalls zur Flexibilität beitragen.

Allerdings gibt es auch externe Faktoren, die die Flexibilität einschränken, wie beispielsweise protektionistische Tendenzen, Personalmangel, mögliche Konflikte wie ein Überfall auf Taiwan und Rohstoffengpässe. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen Unternehmen proaktiv handeln, alternative Strategien entwickeln und sich an veränderte Marktbedingungen anpassen.

Insgesamt gilt Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg in volatilen Märkten. Unternehmen, die in der Lage sind, schnell und effizient auf Veränderungen zu reagieren, haben bessere Chancen, erfolgreich zu sein und langfristig zu überleben.


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