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Global Footprint - Produktionsverlagerung

Bildnachweis: rapeepatpornsipak (via Canva pro)

Global Footprint – Produktionsverlagerung

Etwa 15 Prozent der Unternehmen denken laut einer aktuellen Umfrage der DIHK mittlerweile darüber nach, Produktionsstätten wieder nach Europa zurück zu verlagern. Welche Treiber und Erfolgsfaktoren es für diese Entwicklung gibt, welche Standorte Wettbewerbsvorteile bieten und für welche Branchen sich eine Produktionsverlagerung besonders lohnt, erfahren sie im folgenden Artikel.

 

Unsichere Lieferketten machen Standorte im Ausland unattraktiver

Lieferkettenprobleme stellen viele Unternehmen vor allem seit der Corona-Pandemie vor große Herausforderungen. Denn die No-Covid-Strategie mit temporären Schließungen ganzer Produktionsstätten in China sowie Verzögerungen bei der Abfertigung an Häfen und Flughäfen sorgen auch bei deutschen Fahrzeugherstellern für Produktionsstopps. Denn es fehlen wichtige Bauteile, ohne die keine neuen Autos vom Band laufen können. In einer Umfrage des DIHK aus dem Herbst 2021 geben 54 Prozent der Befragten an, dass sie die Auswirkungen der Lieferkettenprobleme unmittelbar spüren.

Was sind weitere Treiber für eine Produktionsverlagerung?

Doch es gibt eine Reihe zusätzlicher Gründe für Produktionsverlagerungen von Asien zurück nach Europa:

  • So gibt es zum Beispiel in China eine Reihe von Vorschriften, die das unternehmerische Handeln enorm einschränken. So durften über viele Jahre lang ausländische Unternehmen nur zusammen mit einem chinesischen Partner in China ansässig werden. Das ist nach wie vor gängige Praxis. Außerdem soll die Produktion zunächst der chinesischen Wirtschaft dienen. Das führt zu erheblich weniger Flexibilität für Unternehmen, die nicht das wirtschaftlich sinnvollste tun können, sondern sich zunächst an Vorschriften halten müssen.
  • In der Vergangenheit nahmen Firmen diese Unannehmlichkeiten auf sich, da es anderweitige Vorteile wie geringe Lohn- und Produktionskosten gab. Doch mittlerweile haben sich diese Vorteile relativiert und die fehlende Flexibilität und Produktionsstopps kommen Firmen mittlerweile teuer zu stehen.
  • Hinzu kommt, dass vor allem China oft in Zusammenhang mit dem unerlaubten Kopieren von Technologie in Verbindung gebracht wird – was angesichts der hohen Entwicklungskosten für solche Technologien die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen langfristig schädigt.
  • Die mangelnde Flexibilität sowie Sprachbarrieren und bürokratische Hürden stehen auch der Digitalisierung im Weg. Denn diese neuen technologischen Möglichkeiten erfordern Change Management und Umbrüche, die im fernen Ausland oft nicht so leicht umgesetzt werden können.
  • Zudem gestaltet sich die Einhaltung von Umweltstandards an weit entfernten Standorten schwierig. Denn vor Ort geltende Regelungen entsprechen oft nicht den hierzulande, auch von den Kunden, gewünschten Standards. Auch ethische Gründe können heute für Unternehmen ausschlaggebend sein, denn die Kundschaft ist mittlerweile wesentlich sensibilisierter für die Auswirkungen der Produktion auf Mensch und Umwelt.
  • Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen werden in Zukunft ein immer wichtigerer Wettbewerbsvorteil sein. Ebenso wie flexiblere Lieferketten und geringere Transportkosten.
  • Dennoch sind die Lohnkosten im Ausland in vielen Branchen ein Argument für Offshoring. Aber die wirtschaftliche Weiterentwicklung der Länder, in denen aktuell noch viele Produktionsstandorte stehen, führt langfristig zu höheren Lohnkosten. Wenn diese weiter steigen und zusätzlich hohe Transportkosten und teure Produktionsausfälle hinzukommen, sind weit entfernte Produktionsstandorte schlichtweg nicht mehr rentabel.
  • Hinzu kommt, dass die Qualitätsansprüche der Verbraucher steigen und Qualitätskontrollen an diesen Standorten oft schwieriger sind. Qualitätsprobleme stellen deshalb für viele Firmen ein ernstes Problem dar, zumal lange Wartezeiten auf Produkte, geringe Qualität und intransparente Arbeits- und Umweltstandards sich langfristig zu einem Wettbewerbsnachteil entwickeln können.

Für welche Branchen lohnt sich die Verlagerung?

Vor allem das produzierende Gewerbe, das technische Geräte für Endverbraucher herstellt, hat zunehmend Vorteile durch eine Rückverlagerung. Dazu gehören auch Betriebe aus dem Bereich Automotive.

Eine Rückverlagerung lohnt sich in diesem Fall für Zuliefererbetriebe sowie die Fertigung selbst. Denn der Bereich ist von gestörten Lieferketten besonders betroffen, da durch fehlende Bauteile während der Pandemie Hunderttausende Autos weniger produziert werden konnten. Das hat für die heimische Wirtschaft enorme Konsequenzen. Deshalb ist es sinnvoll, die Produktion wichtiger Komponenten an Standorte zu verlagern, die zuverlässig und flexibel liefern können.

Auch für Branchen, die besonders von Robotik und Industrie 4.0 profitieren, lohnt sich der Umstieg. Denn hochmoderne automatisierte Produktionsstätten senken die langfristigen Lohnkosten. Die Digitalisierung kann in vielen Bereichen des Unternehmens eingesetzt werden und so zusätzlich zu einer besseren Ressourcenausnutzung beitragen. Das senkt die Kosten ebenfalls.


Welche Standorte haben einen Wettbewerbsvorteil?

  • Produktionsstandorte, die näher an Schlüsselkunden liegen, haben einen enormen Vorteil, denn die Lieferung kann so schnell und flexibel erfolgen.
  • In vielen Branchen legen Kunden mittlerweile Wert auf Qualität. Gut erreichbare Standort erlauben leichtere Qualitätskontrollen. Standorte innerhalb der EU haben zudem höhere Standards und schreiben bestimmte Kontrollen vor. Das sorgt automatisch für hochwertigere Produkte. Denn minderwertige Qualität, die sich aus schwer kontrollierbaren Prozessen an weit entfernten Standorten ergibt, ist heute trotz geringerem Preis nicht mehr attraktiv für die Kundschaft.
  • Auch Transparenz ist wichtig. Standorte innerhalb Europas garantieren Mindeststandards im Bereich Arbeitssicherheit und sind leicht erreichbar, um regelmäßige Kontrollen durchzuführen.
  • Standorte, die unternehmerische Flexibilität begünstigen, sorgen ebenfalls für einen Wettbewerbsvorteil. Das können Förderungen von Digitalisierung oder geringere bürokratische Hürden im jeweiligen Land sein.
  • Um Lieferketten langfristig zu stabilisieren und rentabler zu gestalten, sind Standorte mit einer guten Anbindung gefragt – idealerweise auf dem Landweg, sodass im besten Fall auch der Transport per Bahn möglich ist. Dabei ist die Nähe zu den Schlüsselkunden auch bei den Transportkosten ein entscheidender Vorteil. Denn das senkt die Transportkosten und verringert die Emissionen.
  • Denn auch die Themen Klima und Nachhaltigkeit entwickeln sich immer mehr zum Wettbewerbsvorteil. Denn beides lässt sich in Europa leichter umsetzen und der Kundschaft kommunizieren.
  • Der Hauptgrund für Offshoring, vor allem nach Asien, war in den meisten Fällen der Wunsch nach Verringerung der Lohnkosten. Deshalb sind Standorte für personalintensive Produktion mit niedrigen Lohnkosten klar im Vorteil. Das können zum Beispiel Länder in Osteuropa sein.
  • Je automatisierter und digitaler die jeweilige Produktionsstätte arbeiten kann, desto lohnender ist auch eine Ansiedlung in Mitteleuropa oder Deutschland. Denn auch wenn sie weniger personalintensiv sind, werden auch in automatisierten Produktionsstätten Fachkräfte gebraucht – vor allem hochqualifizierte und gut ausgebildete Experten. Deshalb macht es Sinn, Produktionsstätten dort anzusiedeln, wo sich zum Beispiel Universitäten befinden, die IT-Fachleute ausbilden.

Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Verlagerung einer Produktionsstätte

Wenn Sie für Ihre Unternehmen eine Produktionsverlagerung in Betracht ziehen, sollten Sie vorab alle Konsequenzen detailliert analysieren. Denn vor allem ein Reshoring erfordert eine sinnvolle Planung. Sie sollten idealerweise alle eventuell auftretenden Probleme vorab durchdenken und Lösungsansätze finden. Denn eine Produktionsverlagerung kann in vielen Fällen eher einer Neugründung gleichen als einem einfachen Umzug. Das betrifft hauptsächlich Firmen, die viele Jahre im Ausland produziert haben. Diese müssen sich auf einschneidende Veränderungen gefasst machen. Denn es fehlt einfach an Erfahrungen mit der Produktion in Europa – das kann Regularien ebenso betreffen wie Bürokratie.

Gerade die Anfangsphase erfordert mitunter Veränderungen der eingespielten Prozesse, wodurch es auch zu finanziellen Einbußen kommen kann. Diese Kosten sollten deshalb in die Kostenkalkulation einer Produktionsverlagerung stets mit einfließen.
Sie sollten auch höhere Personalkosten, veränderte Steuerausgaben und Investitionen in den neuen Standort berücksichtigen und genau in Augenschein nehmen.

Stark gestiegene Personalkosten lassen ich in vielen Branchen durch den vermehrten Einsatz von Robotik abfangen, sodass sich die Produktionsverlagerung dennoch finanziell lohnt. Doch hierfür können hohe Investitionskosten nötig sein, die Sie bedenken sollten.
Auch die Steuern sind in Europa meist höher als am ausländischen Standort. Diese Informationen sollten ebenfalls in die Kostenkalkulation mit einfließen.

Auch der Kauf einer Immobilie vor Ort sollte nicht nur grob überschlagen werden. Vielmehr sind auch hier konkrete Zahlen wichtig. Erst wenn Sie alle eventuell anfallenden Kosten sorgfältig analysieren, kann die Produktionsverlagerung unterm Strich eine lohnende Investition werden.

Steuern, Personal und Co. – Darauf sollten Sie außerdem achten

Bevor Sie mit der konkreten Verlagerung beginnen, sollten auch alle administrativen Fragen geklärt sein. Das beinhaltet die Planung der einzelnen Abteilungen und die Rekrutierung geeigneten Personals für den neuen Standort. Auch gilt es, eine neue Rechtsform zu bedenken und alle Unterlagen zusammenzustellen, die für eine Anmeldung der Firma im neuen Land notwendig sind.

Des Weiteren sollten vor einer konkreten Veränderung zunächst alle administrativen Prozesse, die hierfür nötig sind, in die Wege geleitet und abgeschlossen werden. So entsteht eine Basis für einen möglichst reibungslosen Übergang. Idealerweise schaffen Sie schon vor der Verlagerung erste logistische Strukturen, sodass die Produktion schnell wieder anlaufen kann und Sie die ersten Kunden vom neuen Standort beliefern können.

Wenn Sie lange im Ausland produziert haben, kann eine professionelle Beratung sinnvoll sein, die Ihnen den Einstieg in das neue Land erleichtert. Bei der tatsächlichen Verlagerung kommt es auch darauf an, die Ausfallzeit der Maschinen möglichst gering zu halten. Auch hierfür können Sie Experten hinzuziehen, die Sie bei einer reibungslosen Verlagerung sensibler Technik unterstützen.

Für einen erfolgreichen Start sollten Sie unbedingt die positiven Effekte der Produktionsverlagerung in Ihrem Marketing kommunizieren. Denn das beschert Ihnen handfeste Vorteile. Die Kunden profitieren von kürzeren Lieferzeiten und mehr Flexibilität. Außerdem garantiert der neue Produktionsstandort mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit – durch höhere Standards, ressourcenschondendere Technik und kürzere Transportwege.

Durch die Rückverlagerung stärken Sie außerdem den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft am neuen Standort – das ist ein handfester Vorteil für viele Kunden, den Sie in Werbung und Marketing ebenfalls ansprechen sollten. Das sollte jedoch behutsam erfolgen und nur den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen. Denn übertriebene Versprechen können schnell das Gegenteil bewirken und die Kundschaft abschrecken.


Produktionsverlagerung - eine Investition in die Zukunft

Eine Verlagerung ist zunächst mit Aufwand und Kosten verbunden. Doch wenn Unternehmen gleichzeitig die Chance nutzen, um Digitalisierungsprozesse voranzutreiben, auf Ressourcenschonung zu setzen und Standorte zu wählen, die kurze Transportwege zu Schlüsselkunden bieten, ist die Verlagerung zurück nach Europa ein langfristiger Wettbewerbsvorteil.

Wenn Sie mehr über die Möglichkeiten der Produktionsverlagerung wissen möchten, kontaktieren Sie uns gerne.

 

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